Finanzpuls.24
Zuletzt aktualisiert: 26. September 2025
4.7

Finanzbildung in Schulen: Das fehlende Puzzleteil für eine sichere Zukunft

Wir bringen unseren Kindern bei, wie man Gedichte von Goethe analysiert, die Fotosynthese erklärt und quadratische Gleichungen löst. Wir lehren sie die Namen ferner Hauptstädte und die Regeln chemischer Reaktionen. Doch bei einer der fundamentalsten Fähigkeiten für ein selbstbestimmtes und sicheres Leben lassen wir sie oft allein: dem Umgang mit Geld.

Das erste Gehalt, der erste Mietvertrag, die erste Steuererklärung – junge Menschen werden in eine komplexe Finanzwelt entlassen, ohne je einen Kompass dafür in die Hand bekommen zu haben. Es ist höchste Zeit, das zu ändern und Finanzbildung fest im Stundenplan zu verankern.

Symbolbild: Schüler in modernem Klassenraum mit leuchtendem Puzzleteil für Finanzbildung

Eine Generation im finanziellen Blindflug

Fragt man junge Erwachsene nach Zinseszins, Inflation oder der Schufa, erntet man oft nur ein Schulterzucken. Das Wissen über Geld ist in Deutschland immer noch stark vom Elternhaus abhängig. Wer das Glück hat, in einer Familie aufzuwachsen, in der offen über Finanzen gesprochen wird, hat einen unschätzbaren Startvorteil. Alle anderen müssen sich ihr Wissen mühsam selbst zusammensuchen – oder machen teure Fehler, die sie oft jahrelang verfolgen.

Die Konsequenzen dieser Wissenslücke sind überall sichtbar:

Nachts am Küchentisch: junger Mensch mit finanzieller Überforderung vor dem Laptop

Was ist Finanzbildung? Viel mehr als nur Sparen

Finanzbildung bedeutet nicht, Schülern beizubringen, wie man schnell reich wird. Es geht darum, ihnen grundlegende Kompetenzen für den Alltag zu vermitteln und sie zu mündigen Wirtschaftsbürgern zu machen. Zu den Kernthemen gehören:

Mündige Bürger statt getriebener Konsumenten

Wenn wir jungen Menschen Finanzwissen vermitteln, geben wir ihnen mehr als nur Rechenregeln an die Hand. Wir geben ihnen Kontrolle. Wer seine finanzielle Situation versteht, kann bewusste Entscheidungen treffen. Er oder sie ist nicht länger nur ein passiver Konsument, der auf Werbeversprechen reagiert, sondern ein aktiver Gestalter der eigenen Zukunft.

Finanzbildung ist somit auch eine Frage der Chancengleichheit. Sie durchbricht den Kreislauf, in dem finanzielle Unsicherheit von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Sie gibt jedem, unabhängig vom Hintergrund, das gleiche Rüstzeug für den Start ins Erwachsenenleben.

Junge Erwachsene stehen gemeinsam und blicken zuversichtlich nach vorn

Eine Investition, die sich millionenfach auszahlt

Natürlich ist der Lehrplan bereits voll. Doch Finanzbildung ist kein Nischenthema, sondern eine Querschnittskompetenz, die sich ideal in Fächer wie Mathematik, Wirtschaft, Politik oder Sozialkunde integrieren lässt.

Die Investition in dieses Wissen ist eine der nachhaltigsten, die wir als Gesellschaft tätigen können. Jeder Euro, der nicht für Konsumschulden ausgegeben wird, jeder frühzeitig begonnene Sparplan und jede vermiedene Altersarmut entlastet nicht nur den Einzelnen, sondern das gesamte soziale System.

Es ist an der Zeit, das Fundament zu legen. Geben wir der nächsten Generation den Kompass an die Hand, den sie braucht, um sicher durch die komplexe Welt der Finanzen zu navigieren. Denn finanzielle Unabhängigkeit beginnt nicht mit dem ersten Job, sondern mit dem ersten verstandenen Wirtschaftsprinzip im Klassenzimmer.

Lesen Sie auch